Manchmal geht die Gesetzgebung an der Realität von Freelancern vorbei. Diese Erfahrung machen vor allem hoch bezahlte, spezialisierte Fachkräfte, die schon seit Jahren im Geschäft sind. So auch Karlheinz Böswald – freelance.de-Mitglied und selbstständig als Bauingenieur.
„Drei parallel Aufträge, wie das von den Prüfern gefordert wird, ist eine Illusion. Ich habe es noch nie geschafft, einen Teil-Zeit-Auftrag zu bekommen. Wenn ich zum Einsatz komme, ist meist das Kind in den Brunnen gefallen und es werden eher 60 Wochenstunden gefordert denn 20“, sagt er. Ein Freelancer soll potentiell verfügbar sein für andere Aufträge – das ist die Vorgabe, die für viele zum Fallstrick wird.
Doch auch wenn einiges nach wie vor unklar und politisch sowie juristisch umstritten ist, gibt es einige Richtlinien, an denen sich Auftraggeber und Freelancer orientieren können.

Scheinselbstständigkeit vermeiden: Professionelles Auftreten
Grundsätzlich muss ein Freelancer nachweisen, dass er unternehmerisch tätig ist. Dazu gehört auch ein professioneller Außenauftritt.
Dazu gehört bespielsweise:
- eigene Website
- eigene Emailadresse, die nicht über einen großen Anbieter läuft
- fehlerfreie Rechnungen, die alle Pflichtangaben enthalten
- Nachweis von Werbeaktivitäten, z.B. in Form von Social Media-Marketing
- regelmäßige Weiterbildung
Scheinselbstständigkeit vermeiden: Selbstständigkeit gegenüber dem Unternehmen
Als übergeordnete Frage für Prüfer gilt: Aus welchem Grund stellt der Arbeitgeber den Freiberufler nicht an? Riecht alles danach, dass sich der Auftraggeber lediglich Sozialversicherungsbeiträge sparen will, haben beide bei der nächsten Prüfung schlechte Karten.
Kriterien, die gegen eine Scheinselbstständigkeit sprechen, sind:
- der Freelancer erstellt ein Angebot – und bewirbt sich nicht auf eine offene Stelle
- Stunden- oder Tagessaätze, die deutlich über dem Verdienst von Angestellten liegen (Richtwert: die Hälfte darüber)
- eine deutlich erkennbare Eigenständigkeit des Freiberuflers: Er nutzt nicht die Kantine, keine unternehmenseigene Emailadresse und handelt nicht weisungsgebunden
- Know-How liefert und erwirbt der Freelancer außerhalb des Unternehmens und auf eigene Kosten – nicht durch interne Schulungen
- der Freelancer kalkuliert den Preis auf eigene Verantwortung – und erstellt gegebenenfalls ein zweites Angebot, wenn es zu Abweichungen kommt
„Macht euer Ding, und lasst euch nicht beirren. Freelance ist das beste“, sagt Karlheinz Böswald. Das finden wir auch – trotz aller Herausforderungen, die oft im Detail stecken. Professionelle Arbeit, die hohe Sätze rechtfertigt und ein professioneller Auftritt, der auch unternehmerisches Risiko widerspiegelt, sind schon zwei Schritte in die richtige Richtung.
Durch Corona sind einige Projekte im Bereich der Elektrotechnik gecancelt.
Schön wäre es zu wissen, wenn man durch Corona monatelang im Home-Office ohne Arbeit sitzt, ob ein Recht auf finanzielle Überbrückungs-Hilfe besteht. Wenn ja, wie ist das zu realisieren?
Warum sind hier bei freelance.de trotzdem soviele Vollzeit Stellen ausgeschrieben? Wie habe ich dabei noch Zeit für andere Projekte, gerade um Scheinselbstständigkeit zu vermeiden???
Es wäre wünschenswert, wenn Firmen, die hier inserieren, mehr Rücksicht auf die Freelancer nehmen und auch etwas Luft lassen für andere Aufträge.
Für mich ist eine Vollzeitstelle nicht möglich, weil ich eben noch andere Kunden beidenen muss. Und Ruhephasen sind enorm wichtig, wenn man Wert auf seine Gesundheit legt!