Laura Clarissa Daume ist Freelancer by heart und hat in den letzten Jahren Marken im Startup-Bereich in Berlin aufgebaut. Heute ist sie systemische Coachin und unterstützt Unternehmen sowie Gründer:innen dabei, ihre Markenidentität klar zu definieren. Sie ist Co-Host von ceos of trying, einem Motivationspodcast über die Magie des Anfängergeists. Seit 2025 ist sie Mitgründerin des Kommunikationsstudios brewing brands bestehend aus 3 Partnerinnen, das mittelständische Unternehmen in den Bereichen Branding, Kommunikation und Digitalisierung begleitet.
In ihrem Gastartikel auf unserem Blog zeigt sie neuen Freelancern, was es bedeutet, unternehmerisch zu denken, und warum strategisches Handeln der entscheidende Unterschied zwischen austauschbarem Dienstleister und gefragter Expertise ist.

Wie du dich als Freelancer strategisch aufstellst – statt einfach nur zu liefern.
„Freelancer sind ja keine Unternehmer:innen.“ Diesen Satz höre ich jede Woche. Und ich habe ihn selbst lange geglaubt. Gemeint ist oft: Ich arbeite projektbasiert, verkaufe meine Zeit, trage keine unternehmerische Verantwortung. Warum ist dieses Denken heute nicht nur falsch, sondern auch gefährlich kurz gedacht?
Ich habe mir die Definition von Unternehmertum nochmal angeschaut – und sie weitergedacht. Denn das Unternehmertum beginnt nicht mit einer Rechtsform. Es beginnt mit einer Haltung. Du steuerst oder wirst gesteuert. Diese Haltung musste ich selbst erst lernen, Jahre nachdem ich Freelancer wurde. Heute helfe ich Kolleg:innen dabei, das gleiche zu lernen.
Tipp: In unserem Whitepaper „Freelancer werden“ gibt es eine nützliche Marktanalyse-Checkliste, die dabei hilft, das Angebot gezielt zu positionieren und die richtige Zielgruppe zu erreichen. Diese wertvolle Orientierung hilft, den Einstieg in die Selbstständigkeit erfolgreich zu gestalten.
Aber auf Anfang, ich nehme dich mit zu einem radikalen Perspektivwechsel:
Unternehmerisches Denken heißt, dass du Verantwortung übernimmst für deine Richtung, Entwicklung und Kontostand. Du wartest nicht auf Anfragen, du entscheidest selbst, was du anbietest, wie du arbeiten willst und warum du einen Auftrag annimmst oder ablehnst. Du reagierst nicht, du gestaltest. Du gestaltest deine Expertise, sprichst über sie und machst sie sichtbar.
Aber auf Anfang: Unternehmerisches Denken heißt, dass du Verantwortung übernimmst für deine Richtung, Entwicklung und Kontostand. Du wartest nicht auf Anfragen, du entscheidest selbst, was du anbietest, wie du arbeiten willst und warum du einen Auftrag annimmst oder ablehnst. Du reagierst nicht, du gestaltest.

Statt in To-do-Listen zu denken, entwickelst du ein Gefühl für strategische Fragen:
- Was lohnt sich langfristig?
- Was zahlt auf meine Entwicklung ein?
- Wo liegt der größte Hebel?
Ein gutes Projekt zahlt nicht nur die Miete, es sollte auf dich einzahlen. Es geht nicht (nur) darum, Aufgaben effizient zu erfüllen, sondern darum, eine Richtung zu verfolgen und deinen eigenen Weg zu finden. Du kalkulierst nicht nur deinen Stundenlohn, sondern deinen Wert. Du verhandelst nicht aus Unsicherheit, sondern mit System und Selbstrespekt. Und: Du investierst in dein eigenes Wachstum. Auch ohne Garantie. Vielleicht ist das der größte Unterschied: Unternehmer:innen handeln trotz Unsicherheit. Sie bauen etwas auf, das über den Moment hinaus wirkt. Vielleicht auch erst in einem Jahr.
Viele Freelancer denken: „Ich bin kein:e Unternehmer:in – ich habe ja keine GmbH, keine Investor:innen, kein Büro.“ Das ist ein Denkfehler. Unternehmerisches Denken beginnt nicht mit einer Visitenkarte, sondern mit Entscheidungen wie: Warte ich auf Jobs oder baue ich eine Nachfrage auf? Reagiere ich auf Deadlines – oder setze ich selbst Schwerpunkte? Denke ich nur in Monatsumsätzen – oder in Markenwert?
Genau das ist für Freelancer von Morgen entscheidend. Denn „etwas Aufbauen“ muss nicht immer das nächste Unternehmen sein. Es kann auch heißen: ein starkes Portfolio, ein Name, der für Vertrauen steht, für Qualität, Innovation, Tempo. Eine Positionierung, die dich langfristig trägt.
Und dieses Mindset sehe ich immer noch viel zu selten. Das „Sehen“ ist übrigens zweideutig. Ich sehe sie nämlich im wahrsten Sinne des Wortes nicht. Weder in Keynotes noch in Podcasts noch auf LinkedIn, noch in Form eines eigenen Newsletters. Freelancer sind noch immer die unsichtbaren Dienstleister:innen.
Fühlst du dich ertappt? Wenn die Antwort ja war, verrate ich jetzt mal, wie ich begonnen habe, mein unternehmerisches Mindset als Freelancer zu schärfen.

Anspruchsvolle Projekte finden und erfolgreich selbstständig arbeiten.
Tipp: In diesem Blogartikel steht, worauf es beim LinkedIn-Profil ankommt, um bei Recruitern einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Unternehmerisches Mindset schärfen
Der erste Step war einer der wichtigsten. Ich habe begonnen, meine Projekte in vier Kategorien zu unterteilen.
- Moneymaker-Projekte: gut bezahlt, diskret, wenig Prestige – aber sie sichern meine Freiheit. Für mich ist das beispielsweise ein Projekt, über dessen Kompetenz ich mittlerweile hinaus gewachsen bin, es meistens ohne Sichtbarkeit machen kann, sehr wenig Zeit brauche und viel Erfahrungroutine nutzen kann. Konkret: Social-Media-Strategie für ein Unternehmen als Freelancer in einer Agentur.
- Portfolio-Projekte: oft schlechter bezahlt, aber inhaltlich richtungsweisend. Hier entstehen neue Fähigkeiten, erste Keynotes, mutige Formate. Konkret: Eine Marke für dich schon lange mal arbeiten wollte, holt mich für einen Bereich dazu, in dem ich mich aktuell mehr positionieren möchte.
- Branding-Projekte: Mein Podcast ist das beste Beispiel. Ein Produkt, das nicht direkt Geld bringt, aber langfristig Vertrauen, Sichtbarkeit und Wiedererkennung aufbaut. Das kann aber auch ein Newsletter sein, ein Content-Format oder ein digitales Produkt, in dem man dich als Person erlebt.
- Long-Term-Potential-Projekte: Man kennt sie, klassische Retainer, die dir monatlich eine Stabilität geben. Kund:innen, die seit Jahren Kommunikationssupport brauchen oder z. B. mein Kommunikations- & Strategie-Studio Brewing Brands, das ich Anfang des Jahres mit zwei selbständigen Partnerinnen gegründet habe. Noch im Aufbau, wenige, aber spannende Projekte – kein schneller Gewinn, aber nachhaltige Positionierung. Aber Achtung: diese Projekte sollten nicht deine gesamte Woche auffüllen, da sie Potential für Wachstum und eigene Entscheidungen verdrängen.
Jetzt konkret zu dir. So kannst du mit den 4 Kategorien starten:
- Moneymaker: Welche Projekte geben dir finanzielle Stabilität – auch wenn sie wenig Sichtbarkeit bringen?
- Portfolio: Was war dein letztes Projekt, das du gerne zeigen würdest – auch ohne Honorar?
Branding: Welche Plattform (z. B. Podcast, Newsletter, LinkedIn) willst du regelmäßig bespielen, um sichtbar zu werden? - Long-Term: Gibt es ein Herzensprojekt, das kein schnelles Geld bringt, aber dich langfristig positioniert?
Mein erstes Portfolio-Projekt war ein Strategie-Sprint mit einer Gründerin mit großem Netzwerk. Ich habe fast nichts daran verdient, aber daraus entstand ein Folgeprojekt mit einem CEO, der mich später für eine Keynote gebucht hat. Damals dachte ich: „Das ist nur ein kleines Projekt.“ Heute weiß ich: Es war mein Türöffner. Genau solche Projekte verändern nicht nur deine Timeline, sondern auch dein Selbstbild. Langfristig entstand dadurch mein erfolgreichstes Format, die Strategy Challenge für Selbstständige, Führungskräfte und Gründer:innen.
Der Moment, in dem sich mein Denken gedreht hat? Als ein Kunde zu mir sagte: „Du hast nicht nur geliefert. Du hast uns strategisch bewegt.“ Ich habe verstanden: Mein Wert liegt nicht in der Ausführung. Sondern in der Richtung.

Wie also trainieren wir nun als Freelancer unternehmerisches Denken im Alltag?
Ich stelle mir vor jedem Projekt eine zentrale Frage: Was bringt mir dieses Projekt – außer Geld? Ist es ein Sichtbarkeitshebel? Eine Referenz fürs Portfolio? Eine Tür zu einem neuen Markt? So lerne ich, nicht nur zu liefern, sondern strategisch zu priorisieren.
Ich mache wöchentlich einen „CEO-Check-in“. 15 Minuten reichen.
Ich frage mich:
- Was habe ich in dieser Woche wirklich gesteuert und was hat mich bloß beschäftigt?
- Welche Projekte zahlen meine Miete und welche zahlen auf meine Sichtbarkeit ein?
- Habe ich das, was ich geschaffen habe, sichtbar gemacht?
- Wo kann ich meine Expertise einsetzen, ohne meine Zeit direkt zu tauschen?
Beispiel für Preisgestaltung:
Ich habe lange meinen Stundensatz verteidigt. Heute beginne ich jedes Projekt mit dem Satz: „Ich biete keine Zeit, ich biete Wirkung.“ Das ändert alles, auch in der Verhandlung. Wichtig dabei: sei dir konkret bewusst, welche Wirkung deine Arbeit auf die Unternehmung hat.
Beispiel für Risikobereitschaft:
Mein Podcast war und ist finanziell ein Verlustprojekt. Aber ohne ihn hätte ich keinen Speaking-Job, keine Podcast-Kooperation, keine Markenwiedererkennung. Risiko ≠ Verlust. Es ist oft ein Vorschuss.
Dein Mindset entscheidet über deine Marke. Unternehmerisches Denken bedeutet: Entscheidungen treffen, die dich als Mensch, Expert:in und Marke langfristig sichtbar machen.
Branding ist kein Beiwerk – es ist dein strategischer Filter: Was passt zu deiner Vision? Was stärkt deinen Namen? Wo wirst du sichtbar für die, die dich wirklich brauchen? Du arbeitest nicht nur an Projekten. Du arbeitest an dir. Und das ist der eigentliche Job von Unternehmer:innen.
2025 ist das Jahr der freien Köpfe. Die Nachfrage steigt. Die Sichtbarkeit entscheidet. Die, die strategisch denken, werden nicht übersehen. Und? Wessen unternehmerischen Steps sehe ich in Zukunft öffentlich?
Tipp: Wie entsteht eine starke persönliche Marke als Freelancer? Der Blogartikel zeigt, wie Personal Branding in vier Schritten gelingt: Personal Branding für Freelancer – in vier Schritten zur eigenen Marke


