Für Freelancer und Selbstständige gehört das Mahnwesen zu den unverzichtbaren Instrumenten im Geschäftsalltag. Unbezahlte Rechnungen gefährden den Cashflow und führen im schlimmsten Fall zu finanziellen Engpässen. Ein gut organisiertes Mahnwesen hilft, Forderungen effizient durchzusetzen und sich wirksam gegen Zahlungsausfälle abzusichern.

Bedeutung eines gut organisierten Mahnwesens
Freelancer und Selbstständige müssen regelmäßig ihre Rechnungen stellen und sicherstellen, dass Zahlungen pünktlich erfolgen. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass Kunden die Rechnungen nicht rechtzeitig begleichen oder Zahlungen ganz ausbleiben. Ein funktionierendes Mahnwesen stellt sicher, dass solche Forderungen nicht unbeachtet bleiben und ermöglicht den Freelancern, ihre finanziellen Ansprüche durchzusetzen.
Ein strukturiertes Mahnverfahren sichert die Liquidität des Unternehmens und verhindert rechtliche Auseinandersetzungen, da es eine klare Dokumentation der Bemühungen zur Forderungseintreibung bereitstellt.
Ab dem 1. Januar 2025 tritt in Deutschland eine umfassende E-Rechnungspflicht für
Unternehmen im B2B-Bereich in Kraft. Das bedeutet, dass auch Freelancer, die
mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten, verpflichtet sind, elektronische
Rechnungen (E-Rechnungen) auszustellen und zu empfangen. Lesen Sie dazu mehr hier.
Rechtliche Grundlagen des Mahnwesens
Das Mahnwesen ist in Deutschland klar geregelt und folgt einem strukturierten Prozess, der sowohl Rechte als auch Pflichten für beide Parteien umfasst. Zu den wichtigsten rechtlichen Aspekten gehören:
Mahnfrist und Verzugszinsen
Die ersten Mahnungen können ohne zusätzliche Gebühren ausgesprochen werden. Wenn es jedoch zu weiteren Mahnungen kommt, können Mahngebühren erhoben werden. Diese Gebühren müssen im Vorfeld in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) oder im Vertrag festgelegt worden sein.
Mahngebühren
Die ersten Mahnungen können ohne zusätzliche Gebühren ausgesprochen werden. Wenn es jedoch zu weiteren Mahnungen kommt, können Mahngebühren erhoben werden. Diese Gebühren müssen im Vorfeld in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) oder im Vertrag festgelegt worden sein.
Letzte Mahnung und gerichtliches Mahnverfahren
Wenn der Kunde auch nach mehreren Mahnungen nicht zahlt, kann das gerichtliche Mahnverfahren eingeleitet werden. Dies erfolgt in der Regel durch die Einreichung eines Mahn- oder Vollstreckungsbescheids beim zuständigen Amtsgericht. Diese Schritte sind mit Kosten verbunden, die der Schuldner im besten Fall ebenfalls zu tragen hat.
Schritte eines Mahnverfahrens im Detail
Das Mahnverfahren gliedert sich in mehrere Schritte, die für Freelancer leicht nachvollziehbar sind. Die wichtigsten Phasen eines Mahnverfahrens im Detail:

Diese Schritte des Mahnverfahrens werden von Buchhaltungssoftware automatisch übernommen. Offene Posten werden erkannt und Mahnungen werden automatisch verschickt. Ob Mahnung oder freundliche Erinnerung – dank Vorlagen werden Zahlungsverzögerungen juristisch korrekt und professionell behandelt.
Praktische Tipps für ein effektives Mahnwesen
Es gibt verschiedene Strategien, die Freelancer dabei unterstützen können, Zahlungsausfälle zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren:
Zahlungsfristen festlegen: Klare Zahlungsziele sollten vereinbart und explizit in Verträgen oder Aufträgen formuliert werden. Diese Fristen bieten dem Kunden eine klare Orientierung und vermeiden Missverständnisse.
Vorauszahlungen verlangen: Eine gängige Praxis bei Freelancern ist es, Vorauszahlungen zu verlangen, vor allem bei größeren Projekten. Dies sichert einen Teil der Bezahlung im Voraus und minimiert das Risiko von Zahlungsausfällen.
Rechnungen zeitnah stellen: Eine schnelle Rechnungsstellung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Zahlungen pünktlich erfolgen. Wenn Rechnungen erst nach Wochen oder Monaten gestellt werden, verlieren viele Kunden den Überblick, und die Zahlungen werden verzögert.
Rechnungen regelmäßig prüfen: Regelmäßige Überwachung der Zahlungen sorgt dafür, dass alle Rechnungen rechtzeitig beglichen werden. Ein proaktives Mahnwesen stellt sicher, dass Zahlungen schnell und konsequent verfolgt werden.
Erinnerung frühzeitig senden: Um unnötige Verzögerungen zu vermeiden, sollte die erste Zahlungserinnerung sofort nach Ablauf der Frist versendet werden. Je eher das Mahnverfahren eingeleitet wird, desto höher sind die Chancen, dass die Forderung beglichen wird.
Zahlungsbedingungen transparent kommunizieren: Die Zahlungsbedingungen sollten eindeutig und für den Kunden verständlich formuliert werden. Unnötige Klauseln, die zu Missverständnissen führen könnten, sind zu vermeiden.
Vermeidung von Konflikten im Mahnverfahren
Der Mahnprozess sollte stets professionell und respektvoll durchgeführt werden, um eine gute Geschäftsbeziehung aufrechtzuerhalten. Dabei ist es wichtig, den Mahnvorgang diplomatisch zu gestalten.
Eine freundliche, aber bestimmte Kommunikation ist entscheidend. Auch wenn auf Zahlung gedrängt wird, bleibt die Kommunikation stets höflich und respektvoll. Ein einfaches „Danke für Ihre prompte Zahlung“ in der ersten Mahnung oder Erinnerung trägt dazu bei, die Beziehung positiv zu halten.

Anspruchsvolle Projekte finden und erfolgreich selbstständig arbeiten.
Sollte der Kunde Schwierigkeiten mit der Zahlung haben, ist es ratsam, flexible Lösungen anzubieten. Ratenzahlungen oder Fristverlängerungen können helfen, den Kunden zu halten und gleichzeitig die Forderung durchzusetzen.
Um Eskalationen zu vermeiden, sollte bei schwierigen Fällen frühzeitig ein Experte wie ein Rechtsanwalt oder ein Inkassounternehmen hinzugezogen werden. Dies zeigt, dass die Angelegenheit ernst genommen wird und hilft, den Dialog aufrechtzuerhalten.
Rechtliche Schritte bei Nichtzahlung
Wenn die Mahnungen nicht zum gewünschten Ergebnis führen, können folgende rechtliche Schritte eingeleitet werden:
Inkassounternehmen:
Ein Inkassobüro übernimmt das Eintreiben der Forderung im Auftrag des Freelancers. Aufgrund ihrer umfangreichen Erfahrung und Ressourcen erhöhen Inkassounternehmen häufig die Erfolgschancen.
Gerichtliches Mahnverfahren:
Wenn auch das Inkasso erfolglos bleibt, kann das gerichtliche Mahnverfahren genutzt werden. Ein Mahnverfahren ist kostengünstig und schnell.
Vollstreckungsbescheid:
Bleibt der Schuldner nach dem Mahnverfahren weiterhin zahlungsunwillig, wird ein Vollstreckungsbescheid erwirkt. Dies führt zu Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, wie der Pfändung von Konten oder Gehalt.
Das Wichtigste für Sie zusammengefasst
Ein gut strukturiertes Mahnwesen ist für Freelancer unerlässlich, um die Liquidität des Unternehmens sicherzustellen und Zahlungsausfälle zu vermeiden. Klare Zahlungsfristen, frühzeitige Rechnungsstellung und regelmäßige Überwachung offener Forderungen helfen dabei, Zahlungsverzögerungen zu minimieren. Ein professioneller und respektvoller Mahnprozess, der auch flexible Lösungen bei Zahlungsverzögerungen anbietet, trägt zur Aufrechterhaltung guter Kundenbeziehungen bei. Sollte der Mahnprozess nicht erfolgreich sein, können Inkassounternehmen oder gerichtliche Schritte zur Durchsetzung der Forderung beitragen.